29. Prämierungsrunde des Pegasus-Leserpreises im Frühling 2018

Goldener Lufti - Erin Summerill: Auf immer gejagt

Jurybegründung:

Nachdem der Vater der jungen Jägerin Tessa hinterrücks ermordet worden ist, bricht eine Welt für sie zusammen. Auf einmal völlig auf sich gestellt und ihres Erbes beraubt, versteckt sie sich vor der Inquisition. Außerdem versucht sie ihren alten Freund Cohen und mutmaßlichen Mörder ihres Vaters zu finden. Auf einmal nehmen die Ereignisse eine abrupte Wendung und sie sieht sich von Feinden umgeben. Doch wer der eigentliche Gegner ist, muss sie erst noch herausfinden. Ganz nebenbei muss sie sich mit ihrer geheimnisvollen und geächteten Gabe auseinandersetzen, die ihr viele Probleme bereitet. Während ihrer Reise deckt sie so manche dunklen Geheimnisse um sich, um ihren Vater und ihre Vergangenheit auf.

Erin Summerill hat mit diesem Buch einen Treffer ins Schwarze erzielt. Sie hat eine Hauptfigur geschaffen, die am Anfang etwas zwielichtig wirkt, sich dann aber zu einer liebenswerten Figur entwickelt. Nach einem etwas holprigen Anfang kommt man in einen angenehmen Lesefluss. Das äußerst gelungene Cover und der mit Bedacht ausgewählte Titel lassen viel Platz für Eigeninterpretationen. Die Geschichte wird mit viel Gefühl erzählt. Das Buch ist auch insofern gelungen, dass kaum vorherseh­bar ist, was als nächstes passiert. Es ist kurzweilig, unterhaltsam und bleibt durch sein spannendes Ende im Gedächtnis. Man möchte das Buch immer wieder lesen. Und es wird nie langweilig, denn man entdeckt auf jeder neuen Seite kleine Details, die einem vorher nicht aufgefallen sind. Dadurch ist der Roman auch beim erneuten Lesen überraschend. Das Buch „Auf immer gejagt“ hat verdient den goldenen Lufti gewonnen.

Silberner Lufti - Rainer Wekwerth: Camp 21 - Grenzenlos gefangen

Jurybegründung:

„Du wirst nichts dergleichen tun. Während deines Aufenthaltes im Camp21 ist kein Kontakt zur Außenwelt erlaubt.“ „Aber mein Bruder…“

Durch unglückliche Zufälle kommen Mike und Kayla ins Camp21. Sie dachten, es wäre einfach nur ein Erziehungscamp, aber es wird schnell klar, dass die Methoden dort alles andere als gewöhnlich sind. Die Beiden kennen sich kaum und mögen sich noch weniger. Zu allem Überfluss sind sie durch elektronische Armbänder aneinander gefesselt. Wenn sie sich zu weit voneinander entfernen, werden Impulse abgegeben, die höllische Schmerzen verursachen. Wer so etwas einmal erlebt hat, will nie wieder so leiden. Durch den ständigen Kontakt kommen Mike und Kayla sich langsam näher. Zusammen merken sie schnell, dass mehr als Erziehung hinter dem System steckt. So beginnt eine waghalsige Flucht aus dem Camp, bei der es um Leben und Tod geht. Doch nicht gefasst zu werden, ist schwerer als gedacht…

Rainer Wekwerth hat eine spannende Geschichte vorgelegt. Man kommt sofort in einen mitreißenden Lesefluss. In den Anfangsszenen wird beschrieben, warum Mike und Kayla in das Camp mussten, dabei lernt man die Charaktere gut kennen. In Anbetracht der einzelnen Situationen reagieren die Eltern der Protagonisten allerdings völlig über, sodass es nicht realistisch wirkt.

Gut ist, dass hier der Junge etwas weicher dargestellt wird. Anfangs scheint er wie der typische Badboy, entwickelte sich im Verlauf des Buches aber zu einem fürsorglichen und verantwortungsvollen Partner. Zur Abwechslung wirkt dadurch einmal das Mädchen taffer.

Die Idee des Autors ist genial und meist gut umgesetzt. Allerdings hätte die Liebes­geschichte zwischen den Protagonisten besser aufgebaut werden kön­nen. Die Geschehnisse ab dem Eintritt ins Camp hätten generell mehr ausge­schmückt werden können. Die Geschichte schreitet etwas zu schnell voran. Dadurch, dass sehr spannend erzählt wird, stört dieser Faktor aber nicht sonderlich. Die starke Spannung wird nur durch einige Einschübe, die immer wieder Einblicke in die Situation von Mikes Bruder gewähren, gemindert.

Rainer Wekwerth hat sich ein sehr ungewöhnliches Ende ausgedacht. Es ist eine optimale Lösung, aber auch etwas verwirrend. Es lässt einen etwas an der Geschichte zweifeln und man ist sich nicht mehr ganz sicher, ob es „tatsächlich“ so gewesen sein könnte. Dadurch ist man noch länger mit der Geschichte beschäftigt, obwohl prinzipiell schon alles aufgelöst und erklärt ist.

Mit Ausnahme von kleinen Mängeln ist der Roman wirklich gut gelungen und es macht Spaß, das Buch zu lesen. Deshalb wird an Camp 21 – Grenzenlos gefangen der „Silberne Lufti“ verliehen.

Bronzener Lufti - Stefanie Hasse: Book Elements - Die Magie zwischen den Zeilen

Jurybegründung:

Lin gehört zu den Wächtern der Bibliotheca Elementara. Die Wächter müssen die Buchcharaktere einfangen, nachdem begeisterte Leser sie heraus gelesen hatten. Stefanie Hasse setzt eine fantastische Idee in ihrer Trilogie Book Elements um: Buchfiguren können real werden. Bei den Wächtern gibt es zu jedem Genre Vierer-Teams, bestehend aus den vier Elementen: Feuer ist ein Drache, Luft eine Fee, Wasser eine Sirene und Erde ein Baummensch.

Lin ist eine Fee und liest verbotenerweise ebenfalls Bücher – die Wächter sollen nicht auch noch Buchcharaktere frei lassen. Bei ihrem Lieblingsbuch kann sie aus der Realität fliehen. Dessen Hauptfigur Zac wünscht sie sich schon seit Jahren an ihre Seite. Aber als Zac dann tatsächlich vor ihr steht, ist sie sich nicht mehr so sicher, ob es das Richtige ist. Durch Zacs Erscheinen kommt Einiges ins Rollen. Die Wächter nehmen eine Spur auf und sehen das reale Leben in Gefahr.

Stefanie Hasses Schreibstil ist teilweise langatmig. Der Leser tut sich anfangs schwer, in das Geschehen einzutauchen. Die Idee ist vielversprechend aber man wird enttäuscht. Vielleicht liegt es daran, dass so viele Erwartungen geweckt wurden. Doch Lins Geschichte zieht sich in die Länge und der Leser wartet auf Spannung.

Ab dem zweiten Drittel erzählt die Autorin so, dass man nicht im Voraus ahnt, was demnächst passieren und ob der Bösewicht Lin und ihre Freunde hinters Licht führen wird. Die Wende der Handlung ist so abrupt, dass man als Leser wieder ganz fest im Geschehen ist. Darauf waren aber hundert Seiten zu warten. Aus diesem Grund haben wir uns für den Bronzenen Lufti entschieden.

Lauer Lufti - Zoe Hagen: Tage mit Leuchtkäfern

Jurybegündung:

„Ich fühle mich leer. Und einsam. Wahrscheinlich ist es genau das. Ich fühle mich so unglaublich einsam. Deswegen sitze ich in dem Badezimmer eines leeren Hauses und kotze und weine.“

Die 15-jährige Antonia, genannt Gandhi, ist mit ihrem Leben unzufrieden. Sie hat keine Freunde und fühlt sich von allen und jedem missverstanden. Elterliche Zuneigung und Wärme vermisst sie sehr. Da ihre Mutter sich nur um sich sorgt, um im bestmöglichen Licht zu erscheinen. Infolge dessen flüchtet sich Gandhi in Bulimie und beginnt sich zu ritzen. Ihre innere Leere und Verzweiflung wachsen von Tag zu Tag.

Bis sie bei einem Spaziergang Fred kennen lernt. Bei ihm und seinen Freunden Amira, Lynn, Noah und Fabien erfährt sie Verständnis und wahre Freundschaft. Doch Fred & Co sind keine gewöhnlichen Jugendlichen, sondern bilden den „Club der verhinderten Selbstmörder“. Doch es ist leichter gesagt als getan, die Freude am Leben zurück zu gewinnen und gleichzeitig auch die Bulimie zu besiegen.

Tage mit Leuchtkäfern ist ein Roman, der sich leicht lesen lässt, jedoch auf Grund seiner Brisanz schwer wegzulegen ist. Wir vergeben den „Lauen Lufti“, da der poetische, teilweise philosophische, Schreibstil in Tagebuchform auf den ersten Blick sehr anspricht, aber leider in bestimmten Situationen fehl am Platz wirkt. Die Tiefgründigkeit, die an manchen Stellen zu viel ist, fehlt im Umgang mit den Nebencharakteren und ihren speziellen Schicksalen. Wir sind der Meinung, es ist eine abwechslungsreiche Hommage an gute Freunde sowie an das Leben mit dem Tod. Allerdings setzt sich der schleppende Ton vom Beginn durch die Erzählung fort. Lediglich das Ende hätte weniger abrupt sein können.

Alles in allem ist „Tage mit Leuchtkäfern“ ein Jugendroman mit Aufs und Abs, der Leser mit seiner direkten Erzählweise verschrecken und gleichzeitig erreichen kann.