25. Prämierungsrunde des Pegasus-Leserpreises im Frühling 2016

Goldener Lufti - Virginia Bergin: Rain. Das tödliche Element

Jurybegründung:

MIT DEM REGEN KOMMT DER TOD …

Es ist ein ganz gewöhnlicher Samstagabend. Ruby und ihre Freunde verbringen ihn ausgelassen auf einer Party. Zu diesem Zeitpunkt rechnet noch keiner von ihnen mit dem, was auf sie zukommt. Ruby wird ihre Freunde hier zum letzten Mal sehen. Es wird auch das einzige Mal sein, an dem sie ihrer großen Liebe ihre Zuneigung gesteht. Denn mit dem giftigen Regen kommt ein tödliches Virus. Die Menschheit steht kurz vor ihrer Eliminierung. Es geht nur noch ums Überleben. Bald kann man niemandem mehr trauen, jeder ist ein Feind. Ruby verliert von einem auf den anderen Tag alles. Umgeben von einer zugrunde gehenden Welt beginnt eine Suche nach Verwandten.

Der Schreibstil wirkt anfangs etwas unbeholfen, im Verlauf der Handlung wird die Sprache locker und erfrischender. Sie ist sehr auf jugendliche Leser zugeschnitten, könnte allerdings Erwachsene abschrecken. Im Buch geht es um ein sehr interessantes Thema, die ganze Geschichte ist nicht vorhersehbar und enthält spannende Wendungen.

Die Handlung überrascht, vor allem das offene Ende. Als Leser erfährt man genau wie Ruby immer nur stückweise die Hintergründe und Folgen der Katastrophe, gleichzeitig werden immer wieder neue Fragen aufgeworfen. Über ein paar kleine Unstimmigkeiten stolpert man dann doch, was gerade das Verhalten von Ruby nicht logisch erscheinen ließ. Da ständig etwas Unerwartetes passiert, wird man allerdings einfach mitgerissen.

Insgesamt ist „Rain“ anders als typische Bücher dieses Genres. Für diese Besonderheit gibt es begründet den Goldenen Lufti.

Silberner Lufti - Ortwin Ramadan: T.R.O.J.A. Komplott

Jurybegründung: Der 17jährige Nico ist jung sportlich, sehr talentiert und ein angehender FBI Agent. Doch kurz vor der Ernennung zum offiziellen FBI Agenten wird er von der Spezialeinheit T.R.O.J.A. abgeworben. Und in dieser Einheit kommt er mit dem Gesundheitssystem näher in Berührung. Jedem Menschen werden kleine Nanobots in die Blutlaufbahn injiziert, wodurch die körperliche Gesundheit ständig überwacht wird. Dies nutzt T.R.O.J.A. und verfolgt Personen, die am System zweifeln oder es zu unterlaufen versuchen. Nicos Auftrag besteht darin, die junge Beta zu observieren. Er weiß nicht aus welchem Grund dieses Mädchen eine Gefahr darstellen könnte und je länger die Observation anhält, desto mehr Fragen stellen sich Nico. Nachdem es zu Komplikationen gekommen war, wurde er mit der Mission beauftragt, Beta zu suchen und sie zu verfolgen. Aber durch den persönlichen Kontakt zu Beta werden Nico die Augen geöffnet …

Das Buch T.R.O.J.A. Komplott von Ortwin Ramadan überzeugt durch die immer wieder neuen Wendungen und vor allem auch mit der Erzählweise. Durch die abwechselnde Perspektive von Nico und Beta wird noch mehr Spannung in das Buch gebracht, da beide scheinbar unterschiedliche Ziele verfolgen, die sich dann miteinander verweben. Die starken Persönlichkeiten von Beta und Nico, die übrigens sehr gut beschrieben werden und in die man sich durchaus auch hineinversetzen kann, machen dieses Buch noch lebendiger. Und die mal etwas andere Geschichte, die Kritik am System vermittelt, an der Manipulation durch Technik und an der Leichtgläubigkeit der Menschen, die all dies einfach so hinnehmen, verdient das Buch eindeutig den Silbernen Lufti und ist für jeden zu empfehlen, der Spannung, Abenteuer und Abwechslung sucht.

Bronzener Lufti - Anna Kuschnarowa: Das Herz von Libertalia

Jurybegründung:

„Libertalia war ein Ruf, ein Versprechen, etwas, für das es sich sowohl zu leben als auch zu sterben lohnt.“

Anfang des 18. Jahrhunderts wächst Anne in einem Dorf in Irland auf. Zunächst als freies Mädchen, später als Junge lebend, lernt sie die Freiheit lieben und durch die Geschichten ihres Großvaters bekommen ihre Wünsche schnell ein Ziel: Libertalia.

Als ihre Familie nach Amerika auswandert, muss Anne sich der ihr verhassten Gesellschaftsordnung beugen, weshalb sie im Alter von 16 Jahren wegläuft und ein Leben als Piratin beginnt. Dort gelingt es ihr endlich, auch als Frau, frei zu leben und respektiert zu werden.

Anna Kuschnarowa hat mit Libertalia, den Piraten und der Emanzipation der Frau interessante Themen angeschnitten, schafft es aufgrund der Stoffmenge jedoch nicht durchgehend, diese dem Leser anschaulich zu vermitteln. Die große Zeitspanne hat sie trotz der häufigen Zeitsprünge zu stark gerafft. Folglich wirkt die Geschichte überhastet und einige Figuren gehen verloren. Einerseits bringt diese Schnelligkeit Spannung mit sich, ermüdet jedoch gleichzeitig den Leser. Dies wird noch durch die manchmal extremen Handlungen der Protagonistin verstärkt.

Aufgrund des Titels wird erwartet, dass das Hauptthema des Buches mit Libertalia zusammenhängt, was aber nicht der Fall ist. Das Libertalia-Motiv taucht zwar im ersten Drittel des Buches vermehrt auf, verschwindet dann allerdings fast komplett aus dem Geschehen und erscheint erst wieder gegen Ende. Zudem stehen die starken Gefühle, die Anne gegenüber Libertalia hegt, im Widerspruch zu ihren mangelnden Bemühungen dieses Paradies auf Erden zu finden. Auf diesen Aspekt ist die Autorin leider zu wenig eingegangen und hat dadurch viel Potential verschenkt. Aber Stärken des Buches überwiegen und rechtfertigen den Bronzenen Lufti.

Lauer Lufti - Sandra Regnier: Das Flüstern der Zeit

Jurybegündung: Die 17-jährige Meredith lebt in einer regnerischen englischen Stadt ein eintöniges Leben. Doch als während einer Gewitternacht unheimliche Gestalten beim Steinkreis erscheinen und Kornkreise am Ortsrand auftauchen, verändert sich alles. Merediths bester Freund Colin beginnt sich seltsam zu verhalten und sie kann ihn nicht mehr wiedererkennen. Doch was geschah in dieser Gewitternacht?

Zwar gelingt es Sandra Regnier, die Handlung am Anfang spannend und geheimnisvoll darzustellen, das Interesse flaut jedoch schnell ab. Die unklaren Andeutungen von Visionen und Zeitsprüngen verwirren den Leser und können von dem eher eintönig erzählten College-Leben schlecht ablenken. Zudem werden einige Charaktere nur oberflächlich beschrieben, was vieles unklar lässt. Leider erscheint keiner der Protagonisten sympathisch, die klischeehafte Darstellung der Mitschüler Merediths wirkt zudem sehr aufgezwungen und unauthentisch. Dafür ist der Schreibstil Regniers flüssig und liest sich mit einigen Ausnahmen sehr angenehm. Besonders zum Ende der Handlung nimmt die Geschichte Geschwindigkeit auf, wenngleich die Action etwas übertrieben wird. Zudem hat die Autorin vor allem die Beziehung von Meredith und Colin oft künstlich lang gezogen.

„Das Flüstern der Zeit“ leidet besonders unter seiner Langatmigkeit, seiner Unspektakularität und der Unglaubwürdigkeit der Hauptfigur. Der Cliffhanger kann zwar anregen den zweiten Teil zu lesen, wenn man es bis zum Ende geschafft hat.